Ausbildungsberufe im sozialen, erzieherischen oder pflegerischen Bereich stehen bei männlichen Jugendlichen eher selten auf der Liste möglicher Berufswünsche. Der Boys’Day - der sogenannte "Jungen-Zukunftstag" - will das ändern. Einen Tag lang haben Jungs an diesem Tag die Möglichkeit, Berufsfelder zu erkunden, in denen Männer bisher eher wenig vertreten sind - allen voran in Bereichen wie Erziehung, Soziales und Gesundheit. Auch der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn beteiligt sich regelmäßig an dem bundesweiten Aktionstag und gab auch in diesem Jahr wieder Schülern ab der 7. Klasse Gelegenheit, unterschiedliche Berufe sowie den Alltag in einer sozialen Einrichtung kennenzulernen.
"Ich war neugierig, wie so ein Tag in einer Caritas-Werkstatt aussieht", nannte Bulcsú Bóna den Grund für seine Teilnahme am Boys’Day 2024.
Der 14-jährige Montabaurer besucht die 8. Klasse am Raiffeisen-Campus in Dernbach und hatte bereits im vergangene Jahr erste Boys’Day-Erfahrungen gesammelt. In diesem Jahr hatte er sich gezielt für die Caritas-Werkstätten in Montabaur entschieden. "Ich kannte die Einrichtung, bisher allerdings nur von Außen", sagt Bulcsú, der zuvor kaum Erfahrungen mit Menschen mit Behinderung sammeln konnte. Berührungsängst hatte er keine: "Alle haben mich super freundlich aufgenommen. Ich durfte an mehreren Stationen reinschnuppern und war erstaunt über die umfangreichen Aufgaben, die hier geleistet werden", zog der 14-Jährige nach der Hälfte des Tages ein erstes Zwischenfazit. Seine berufliche Zukunft sieht er nicht im sozialen Bereich: "Nach der Schule will ich gerne studieren, am liebsten was mit Finanzen und Wirtschaft", hat Bulcsú klare Ziele. "Ich könnte mir aber vorstellen, mich später mal ehrenamtlich zu engagieren", ergänzt er und berichtete, dass er die Caritas sogar schon mal mit Geld- und Sachspenden unterstützt hat.
Interessante Eindrücke sammelte auch Felix Schwarz im Betrieb der Caritas-Werksätten in Lahnstein. "Man merkt sofort, dass die Beschäftigten sehr viel Spaß an der Arbeit haben", sagte der 14-jährige Schüler aus Eitelborn. Nach einem Einführungsgespräch startete er seinen
Boys’Day in der Ergotherapie, ehe er später auch die Möglichkeit hatte, im Bereich "Verpackung und Montage" reinzuschnuppern. Begeistert zeigte sich Felix insbesondere von der Atmosphäre am Arbeitsplatz: "Hier herrscht eine tolle, sehr harmonische Stimmung. Jeder mag hier jeden. Das macht richtig Spaß", fühlte sich der Schüler sichtlich wohl bei seinem Schnuppertag in Lahnstein.
Musa Louati (15) und Nico Milovatskij (14) kommen beide aus Bendorf und sammelten ihre Erfahrungen beim Boys’Day in den Caritas-Werkstätten in Nauort. Die beiden Schüler fühlten sich direkt gut aufgenommen und scheuten keinesfalls den Kontakt mit den Beschäftigten. "Ich fand es toll, wie gut ich mich mit den Leuten unterhalten konnte", freute sich Nico über die offene Art, die ihm entgegengebracht wurde. Und Musa ergänzte: "Ich fand es vor allem auch beeindruckend, wie selbstständig die Menschen hier sind, trotz ihrer Einschränkungen." Für beide war die Teilnahme an dem Aktionstag auf jeden Fall eine Bereicherung.
Als in der Schule Werbung für den Aktionstag gemacht wurde, war Tim Abrahiem (15) aus Hachenburg sofort begeistert und meldete sich freiwillig. Über die Boys’Day-Website suchte er nach dem geeigenten Platz und wurde schließlich in den Caritas-Werkstätten in Rotenhain fündig. "Das klang einfach super interessant. Es hat mich gereizt, die Arbeit in einer solchen Einrichtung kennenzulernen", nannte Tim die Beweggründe für seine Entscheidung. Der begeisterte Musiker besucht das Landesmusikgymnasium in Montabaur und absolviert derzeit unter anderem eine Ausbildung zum nebenberuflichen Kirchenmusiker. Überrascht war der 15-Jährige vor allem von den vielfältigen Augaben in einer Caritas-Werkstatt. "Ich finde es toll, dass Menschen mit Beeinträchtigung auf diese Weise die Teilhabe am Arbeitsleben ermöglicht wird. Vor allem spielt die Art und Stärke der Beeinträchtigung keine Rolle, für jeden gibt es eine entsprechende Aufgabe, auf jeden wird individuell eingegangen", schwärmte Tim von seinen Eindrücken. Berührungsängste hatte auch der junge Hachenburger keine: "Alle sind freundlich und nett. Hier herrscht vor allem ein großes Gemeinschaftsgefühl, jeder unterstützt jeden." Seine berufliche Zukunft lässt er noch offen: "Ich könnte mir was im Bereich Architektur oder im Ingenieurwesen vorstellen; Städteplanung finde ich sehr spannend", sagte Tim, der seine große Leidenschaft Musik später eher nur nebenberuflich ausleben möchte. Bei einem ist er sich aber sicher: "Beim Boys’Day 2025 bin ich auf jeden Fall wieder dabei!"